Kommunikationswissenschaftlerin Fachbeirat der St. Leonhards Akademie Gesundheits-, Umwelt-Journalistin Expertin für Berufungsberatung

Vertrauen als Wert
für die Gesundheit und Gesellschaft

2018 initiierte die St. Leonhards Akademie zusammen mit dem Weltethos-Institut und der Karl Schlecht Stiftung eine bundesweite Kampagne zur gesellschaftlichen Vertrauensbildung: „Das Jahr des Vertrauens“. Jahre später ist das Thema „Vertrauen“ aktueller denn je. Für jeden Einzelnen als Basis für Resilienz und eines psychisch gesunden Lebens und gesellschaftlich als Grundlage unserer Werte und friedlichen Zusammenlebens. In diesem Artikel lesen Sie über das „Jahr des Vertrauens“ und wesentliche Aspekte, wie wir „Vertrauen in uns selbst gewinnen“ und „Vertrauen an andere weitergeben“ können.


1. „Vertrauen leben“ als Voraussetzung für soziale Gesundheit
2. Rückblick auf den Impulsgeber „Das Jahr des Vertrauens“
3. Aktive Vertrauensbildung fängt bei uns selbst an …

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„Vertrauen leben“ als Voraussetzung für soziale Gesundheit


Gesellschaft braucht Vertrauen. Ohne ein stabiles Maß an Vertrauen können weder gesellschaftliche noch private Beziehungen Bestand haben. In Zeiten wachsenden Misstrauens ist die persönliche und gesellschaftliche Vertrauensbildung eines der wichtigsten Themen für die individuelle Gesundheit und soziale Stabilität. Vertrauen pflegt das soziale Bindegewebe und das lebendige Miteinander der Menschen in ihren Familien, Schulen, Betrieben und allen sozialen Gemeinschaften. Vertrauen ist der Wirkstoff für soziale Gesundheit und eine friedliche Gemeinschaft. Doch wie kann dies gelingen? Was kann jeder Einzelne tun und wie kann eine Zivilgesellschaft Vertrauen aufbauen?


Prof. Dr. Julia Helmke, Professorin für „Medien-Ethik-Religion“ an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen, sprach dazu 2019 auf dem Evangelischen Kirchentag mit dem Motto „Was für ein Vertrauen“: Das Thema beschäftige die Menschen, ihre Sehnsucht nach vertrauenswürdigen sozialen Verhältnissen sei deutlich spürbar. Es brauche zivilgesellschaftliches Engagement, um eine neue Vertrauenskultur in Deutschland zu verwirklichen: „Ohne Vertrauen können wir Menschen eigentlich nicht als Menschen überleben.“ Jahre später mit dem Erleben von Krieg in Europa und einer weltweiten Pandemie und den spürbaren Folgen des Klimawandels ist das Vertrauen der Menschen laut Umfragen noch weiter erschüttert. Daher braucht es den Fokus und die gegenseitige Unterstützung, um eine für den Einzelnen und die Gesellschaft so essentielle Vertrauenskultur zu stärken.

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Rückblick auf den Impulsgeber „Das Jahr des Vertrauens“


In der Kampagne „Das Jahr des Vertrauens“ ging es genau darum. Online und in bundesweiten Veranstaltungen wurden auf ganz unterschiedliche Weise Impulse für die Vertrauensbildung in allen Bereichen der Gesellschaft gegeben. Das Interesse der Zuschauer zeigte: Vertrauensbildung trifft den Nerv der Zeit! So wurden z.B. etwa 70 in Deutschland lebende Menschen zwischen 17 und 75, aus verschiedenen Bildungsschichten und Herkunftsländern spontan befragt und gefilmt: „Was bedeutet für Sie persönlich Vertrauen? Welche gesellschaftliche Bedeutung hat Vertrauen? Was würden Sie tun, um Vertrauen in der Gesellschaft zu stärken?“ Die Ergebnisse sind gleichermaßen berührend wie aufrührend. Der Tenor ist, Menschen Zeit zu widmen, ihnen zuzuhören, sich zu öffnen für Diversität und neue Ideen wie auch Traditionen, Gespräche über Werte und Bewusstsein zu eröffnen, gegenseitige Hilfe anzubieten und den Mut aufzubringen, auch auf „andere“ Menschen einen Schritt zuzugehen.


Am Gasteig in München führten Schüler und Studenten ein Open-Air-Theaterstück zum Thema „Migration, Integration & Vertrauensbildung“ auf, mit ähnlichen Impulsen. Vertrauen oder Misstrauen, so ihr Tenor, finde im Kopf statt und werde dann im Kollektiv weitergegeben. „Schau mal der da oder die da … Vorurteile … negative Gedanken, Gefühle, Kommentare …“ Und schon ist das Misstrauen auf beiden Seiten da. Das Gegenteil: „Offenheit, dass Gutes geschehen kann … Ein positives Signal senden … auf jemanden zugehen … ein nettes Wort … ein Lächeln … die Hand reichen“. Was so klein und unbedeutend erscheint, hat so große Auswirkungen auf den Einzelnen und die Gesellschaft, wie die Jugendlichen emotional und engagiert in ihrem Theaterstück zeigten.

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Die gesellschaftliche Dimension des Themas Vertrauen griffen eine Eröffnungsveranstaltung in Herrsching und drei politische Impulsveranstaltungen in München, Düsseldorf und Tübingen auf, zu den Schwerpunkten „Vertrauen in die Medizin“, „Vertrauen in die Wirtschaft“ und „Vertrauen in die Politik“. Initiiert vom Weltethos-Institut – An-Institut der Universität Tübingen und gefördert von der Karl-Schlecht-Stiftung – mit wegweisendem Engagement im Bereich der Wirtschaftsethik und gesellschaftlichen Vertrauensbildung. Vor großem Plenum sprachen namhafte Referenten über wesentliche Aspekte der Vertrauensbildung, z.B. die Schauspielerin Monika Baumgartner, der leitende Redakteur der Süddeutschen Zeitung, Dr. Werner Bartens, der Psychologe Prof. Dr. Bernd Fittkau oder die Philosophin Dr. Barbara Strohschein. Die wissenschaftlichen Leiter des „Jahr des Vertrauens“, Prof. Dr. Jürgen Wertheimer, Universität Tübingen und Dr. Bernd Villhauer, Weltethos-Institut, brachten das jeweilige Credo der Veranstaltungen auf den Punkt: Ohne Vertrauen in menschlichen Beziehungen funktioniert keine Wirtschaftsbeziehung, keine gelingende Beziehung zwischen Ärzten und Patienten und kein Vertrauen der Wähler in die Politik. Nur wenn eine „Vertrauenskultur“ von jedem einzelnen Akteur aktiv in die Beziehungen eingebracht würde, könne gesellschaftliches Vertrauen entstehen und wachsen.


Aktive Vertrauensbildung fängt bei uns selbst an …


Die Lösung der „Vertrauensbildung“ kann daher nicht der Gesellschaft übertragen werden, sondern nur bei jedem Einzelnen stattfinden: Vertrauensbildung im sozialen Umfeld, in unseren Gemeinschaften, insbesondere Familien und Freundschaften. Die Grundvoraussetzung für die Entwicklung von Vertrauen, so die Psychologie, ist das Selbstvertrauen: Die Basis dazu wird in unserer Kindheit gelegt. Doch selbst bei ungünstigen Voraussetzungen kann man auch in späteren Jahren noch inneres Selbstvertrauen entwickeln. Hierbei können z.B. die „innere Kindarbeit“, systemische Familienaufstellungen, spirituelle Bewusstseinsarbeit und Meditation helfen. So können wir nach und nach immer mehr Vertrauen in uns selber aufbauen, die wir für unsere innere Führung wie auch für unser Vertrauen zu anderen Menschen brauchen. Wer Vertrauen bildet, der stärkt auch seine innere Resilienz und damit Gesundheitskompetenz, frei nach dem Motto „Vertrauen macht Gesundheit“.

Denn eine wesentliche Ebene für die Vertrauensbildung und soziale Stabilität sind darauf aufbauend persönliche Begegnungen. In Zeiten der Digitalisierung wird Kommunikation leider immer mehr durch Kurznachrichten via Handy ersetzt. Was fehlt ist der Blick in die Augen, der Händedruck, der kleine echte Moment, das authentische Sein. Echte Beziehungen sind Grundvoraussetzungen für Vertrauensbildung und soziale Gesundheit. Vereinsamung und Überforderung Alleinstehender sind nur zwei Stichworte, die in Hausarzt-Praxen zur Alltags-Diagnose unzähliger Krankheitsbilder dazu gehören. Daher ist ein wesentlicher Teil der Vertrauenskultur im sozialen Umfeld der Aufbau vertrauensvoller, persönlicher Kontakte. Jeder kann hier persönlich ansetzen und mitmachen im eigenen Bereich. Und die Auswirkungen auf das Umfeld und die Gesellschaft sind wesentlich größer, als viele das denken.

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